Jahresbericht 2018
Unsere Projektreise nach Benin
Liebe Spenderinnen und Spender,
zum Jahresausklang möchten wir Sie auch dieses Jahr wieder über unsere Hilfsprojekte in Benin informieren.
Wir, die wir gerade von der diesjährigen Projektreise nach Benin zurückgekehrt sind, stehen noch unter dem Eindruck dieses sehr bewegenden Besuchs. Der Reisende betritt eine Welt, die völlig jenseits unseres Erlebens hier in Mitteleuropa ist. Jedes Mal wieder kommen wir erfüllt und zufrieden von Benin zurück. Um Sie ein Stück weit an unseren Erlebnissen teilhaben zu lassen, haben wir die Highlights der Reise für Sie zusammengefasst.
Samstag, 3. November 2018: Ankunft in Cotonou und Wiedersehen mit unseren beninischen Freunden
Sonntag, 4. November 2018: Aufbruch nach Norden
Auf dem Programm steht heute der Besuch einer Grundschule in Adanminakougon, die wir schon vor ein paar Jahren gebaut haben. Alles noch tip-top ?.
Montag, 5. November: Ein langer Tag liegt vor uns
Zwölf Stunden in einem alten Toyota-Minibus auf sandigen mit Schlaglöchern durchzogenen Pisten. Dass die kleine Regenzeit dieses Jahr etwas länger dauert, trägt auch nicht gerade zu einem guten Fortkommen bei. Unser Fahrer Raymond ist ein wahrer Fahrkünstler! Ohne ihn wären wir längst irgendwo im Busch liegen geblieben … An einem besonders tiefen Schlammloch, das sich quer über die „Straße“ zieht, ist es dann aber doch soweit. Erst durch die Muskelkraft vieler starker Männer bekommen wir den Bus wieder frei.
Besuch des Ortes Gbotchaou: Nach unzähligen Kilometern durch den Busch ist er dann endlich da: Der Moment des Ankommens. Wir schälen uns einer nach dem anderen aus dem Auto und werden mit Musik, Tanz und großen erwartungsvollen Augen empfangen. Mit Worten lässt sich das Ganze nur unzureichend wiedergeben. Wir werden auf dem „Schulgelände“ mit seinen behelfsmäßigen Hütten herumgeführt. Unter dem Wellblech ist es fast noch heißer als draußen; in der Regenzeit verwandelt sich der Lehmboden in ein Meer aus Schlamm. Lernen findet hier unter sehr schwierigen Bedingungen statt. Dabei ist Bildung die einzige Möglichkeit, der Spirale aus Armut und Bevölkerungswachstum zu entkommen. Das wissen auch die Eltern. Sie sind durch die Bank Analphabeten. Und sie wollen, dass ihre Kinder lesen und schreiben lernen. Dafür sind sie auch bereit, beim Bau der Schule nach ihren Möglichkeiten mitzuhelfen.
Nachdem wir uns von der Schulsituation und der Dringlichkeit einer neuen Schule ein Bild gemacht haben, lassen wir uns zum „Wasserreservoir“ des Dorfes führen. Wir bekommen einen „Bach“ zu sehen, der brackigen Wasser mit sich führt und mehr steht als fließt. Vor unseren ungläubigen Augen demonstrieren die Dorfbewohner, dass sie diese bräunliche Brühe tatsächlich trinken. Viele werden davon krank. Das Dorf Gbotchaou braucht also nicht nur eine Schule, sondern auch einen Brunnen.
Weiter geht‘s zu unserer ersten Einweihung dieser Reise: Die Schule und der Brunnen in Gbédjenou warten auf unsere Inspektion. Als wir ankommen, schlagen uns Wogen von unbändiger Freude seitens der Kinder, Eltern und Lehrer entgegen. In diesem Dorf ist die Freude besonders groß, da erst die vierte Brunnenbohrung von Erfolg gekrönt war. Riesengroß muss die Erleichterung der Bevölkerung nach dem vierten und letzten Bohrversuch gewesen sein.
Vorher, bei unserem Besuch 2017 und nachher, bei der Einweihung der neuen Schule 2018
Unser dritter Stopp an diesem Tag ist die Einweihung der Schule mit Toillettenanlage und des Brunnens in Glégni. Ein Projekt, das wir mit der finanziellen Unterstützung von STERNSTUNDEN e.V. verwirklichen konnten. Wir erleben ein ähnliches Szenario wie bei der ersten Einweihung, auch wenn jede Schule ihre ganz eigene und individuelle Atmosphäre hat. Auch hier herrschen ausgelassene Freude und Dankbarkeit.
Am Ende des Tages, nach Einbruch der Dunkelheit, erreichen wir den nördlichsten Punkt unserer Reise: Die landwirtschaftliche Kooperative VIANAP. Auch dort werden wir herzlich empfangen, nachdem uns viele kleine Öllichter die letzten paar hundert Meter den Weg gewiesen haben. Denn Strom und fließendes Wasser gibt es hier nicht. Die Nacht verbringen wir in einfachen Hütten, die liebevoll für unseren Aufenthalt vorbereitet wurden. Über jedem Bett hängt ein Moskitonetz, auf dem Tisch steht eine Taschenlampe und der größte Luxus ist ein großer Eimer gefüllt mit Wasser, den jeder von uns in seinem „Bad“ zur Verfügung hat. Hier lernt man, mit wie wenig Wasser man eigentlich auskommen könnte.
Dienstag, 6. November: Ein weiterer „Inspektions-Tag“ liegt vor uns
Am Vormittag vergewissern wir uns, dass die für die landwirtliche Kooperative gespendeten Dinge noch funktionieren. Auch hier ist alles bestens in Schuss: In der Lagerhalle wird die Ernte gelagert, die Bewässerungsanlage besprenkelt den Gemüsegarten und der Traktor wird von Arnaud gefahren und gewartet, der diesen wie seinen Augapfel hütet. Dank des Traktors konnte die Produktivität beim Anbau von Yams und andern Gemüsearten um ein Vielfaches gesteigert werden. Durch die Bewirtschaftung der Flächen werden Arbeitsplätze geschaffen. Innovation wird in VIANAP großgeschrieben: Momentan gibt es konkrete Ideen für den Anbau von Heilpflanzen, für den sich die unverbrauchten Böden der Region gut eignen.
Nach dem Mittagessen brechen wir in Richtung Savalou auf, wo wir uns ein Bild der Schule Kofè Abou machen wollen. Wieder gibt es nur provisorische Stroh- und Wellblechdächer, die als Klassenzimmer dienen. Neben der Dringlichkeit des Projekts bleibt uns in Erinnerung: Ein sehr sympathischer, mit den Schülern tanzender Rektor, vier engagierte Lehrkräfte und große erwartungsvolle Kinderaugen. Viele Kinder des Dorfes können momentan nicht in die Schule gehen, da es an Platz mangelt. Der Staat bezahlt außerdem nur zwei der vier Lehrer. Die Eltern kommen für die anderen beiden Lehrer auf. Das führt dazu, dass die kinderreichen Familien nicht alle ihre Kinder in die Schule schicken können. Wenn ein richtiges Schulgebäude gebaut wird, stellt der Staat zusätzliche Lehrer ein, sodass den Eltern keine Kosten entstehen und sie alle ihre Kinder in die Schule schicken können.
Mittwoch, 7. November: Besichtigungsendspurt
Eine große Tour mit zwei Einweihungen und einer Besichtigung für ein neues Projekt liegen vor uns. Dass drei von fünf Reisemitgliedern beim Essen am Vortag zu experimentierfreudig waren und nun an den Folgen leiden, lässt die vor uns liegende Tour wie die Tour de France erscheinen.
Die beiden Schuleinweihungen in Hounsa und Gandjazounmè sind ein Riesenspektakel: Musik, Tanz und endlose Dankesansprachen.
Am Ende unserer Besichtigungstour sind wir die stolzen Besitzer von vier Ziegen, die uns die Dorfbewohner bei den Schuleinweihungen als Zeichen ihrer Dankbarkeit geschenkt haben. Und anders als letztes Jahr, müssen wir die Ziegen dieses Jahr nicht in unseren Minibus packen. Es findet sich jemand, der sie direkt in die landwirtschaftliche Kooperative bringt, wo sie ein neues Zuhause finden werden.
Auch der Besuch der Schule in Agnito-Gbédji überzeugt uns von der Dringlichkeit des Projekts. Im Moment können nicht alle Kinder des Dorfes in die Schule aufgenommen werden, da der Platz in den provisorischen Hütten fehlt. Ein neues Schulgebäude wird allen Dorfkindern den Zugang zu Bildung ermöglichen und somit den Grundstein für ein besseres Leben legen. In der Schule lernen die Kinder nämlich nicht nur lesen und schreiben, sondern auch die offizielle Landessprache Französisch, ohne deren Kenntnis ein besseres Leben nicht denkbar ist.
Donnerstag, 8. November – Samstag 11. November: Rückreise nach Cotonou: Am Ende der Reise nehmen wir uns Zeit für die Abschlussbesprechungen mit unserem Partner vor Ort, um die Ergebnisse zu evaluieren und unser weiteres Vorgehen zu strukturieren.
Bilanz unserer im Jahr 2018 fertiggestellten Projekte: Vier Schulen, eine Toilettenanlage, zwei Brunnen.
Ein ganz herzliches DANKESCHÖN Ihnen, liebe Spenderinnen und Spender. Nur dank Ihrer Großzügigkeit war die Realisierung dieser Projekte möglich.
Auch für das nächste Jahr haben wir uns wieder viel vorgenommen: Wir wollen drei Schulen, eine Toilettenanlage und einen Brunnen bauen. Während unserer Reise konnten wir uns von der Dringlichkeit all dieser Projekte überzeugen, für deren Realisierung wir mit ANAP weiterhin einen zuverlässigen, kompetenten und erfahrenen Partner an unserer Seite haben.
Damit wir diese Projekte realisieren können, bitten wir Sie weiterhin um Ihre Unterstützung. Jeder von Ihnen gespendete Euro kommt in Benin bei den Menschen an!
Herzlichst, Ihre Christa Zimmer
Fotos von Simon Wieser und Dr. Dirk Polonius